Satirische Presseerklärung
Filialisten …
Es war einmal - so beginnen alle Märchen!
Und es war einmal der Gründer eines Konzerns, der global dachte und mit seiner Gründung weltweite Ziele und einen weltweiten Einfluss zum Wohle seiner Mitmenschen anstrebte. Er schulte eine Reihe ausgezeichneter Mitarbeiter, erließ eine gut durchdachte Konzernordnung und gründete eine Zentrale, in der er einen persönlichen Stellvertreter mit großer Vollmacht einsetzte für die Zeiten seiner Abwesenheit.
Die Frage des Lohns war von ihm jedoch etwas absonderlich geregelt. Der Gründer wollte ein Non-profit-Unternehmen. Nur Arbeit und Mühe, selbst ohne Schuhe und Reisetasche, und ohne Ansehen und Macht unter Verfolgung versprach er seinen Angestellten. Nur so sollten seine Mitarbeiter den weltweiten Einfluss des Unternehmens und dessen Ziele erreichen und sichern. Einen allerdings mehr als fürstlichen Lohn stellte er ihnen in Aussicht und versprach ihn fest. Der sollte ihnen auch nicht entgehen, aber erst nach der Rückkehr des Gründers sollte er allen von diesem persönlich überreicht werden. Als der Gründer nun dies alles geregelt hatte, sah er sich gezwungen zu verreisen und seinen Konzern auf unbestimmte Zeit seinen Mitarbeitern zu überlassen.
Diese sahen sich nun allein in der Verantwortung, und als sie die zeitlich ungenaue Abwesenheit ihres Chefs genau überdachten, sagten sie sich: „Bis der wiederkommt, dauert es noch lange! Vielleicht komm er ja auch gar nicht mehr! Wir haben jetzt hier allein das Sagen! Was kümmert es uns, was aus der Zentrale vom Stellvertreter des Chefs kommt! Wir sind vor Ort! Wir allein wissen, was hier nötig ist, um das Geschäft wieder zu beleben, Gewinn zu machen und unseren Einfluss und unser Ansehen auszubauen! Wir müssen bei den Leuten ankommen, sie müssen uns mögen und anerkennen! Wir sind doch keine Filialisten der Zentrale!“ Und so begannen sie, ihr eigenes Ansehen als Filialleiter zu hegen und zu pflegen, große Teile der Firmendoktrin aufzugeben und tragende Teile der Konzernorganisation wegzureißen, um den frischen Wind modernen Zeitgeistes einzulassen, angeblich zur Auflösung und Entfernung der Verstaubung und der Verkrustung der Konzernstrukturen.
Zwar hatte der Gründer in weiser Voraussicht fest versprochen, dass er dafür sorgen werde, dass der Konzern auf Dauer Bestand hätte - er nannte das „Unüberwindlichkeit durch die Pforten der Hölle“ - aber ein moderner Filialist weiß das natürlich besser. Nur er hat sein Ohr am Puls der Zeit und weiß die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Einem von ihnen erscheint sogar ein „Paradigmenwechsel“ notwendig, wenn auch im Nebel bleibt, welches Paradigma denn gegen welches andere ausgetauscht werden soll. Vielleicht ist ja der Paradimenwechsel der New-Age-Verkünderin Marylin Ferguson gemeint, die durchaus pragmatisch vorschlägt, für ihre New- Age- Ideen die Ressourcen des Konzerns durch innere Unterwanderung und „Neues Denken“ zu nutzen.
Wie dem auch sei! Ein grundlegender Umbau des Konzerns scheint vielen Filialisten unumgänglich! Auf die Worte, Taten und Forderungen des Gründers und seiner Getreuen - man nennt sie auch Bibel und katholisches Lehramt - allein will man sich nicht mehr verlassen. Jetzt endlich wissen die Filialen eine bessere Quelle für ihre Entscheidungen: das gesellschaftliche Befinden! Was die Noch-Kunden der Filiale denken, wie sie handeln, soll als Maßstab für das Handeln der Filiale gelten. Endlich keine lästigen moralischen Anforderungen mehr, jeder, der Filialist und seine Kunden, kann dem Mainstream folgen und glaubt sich doch immer noch als Teil und Mitglied des Konzerns! Schließlich, sagt man, ist es ja unumgänglich, dass der Konzern - nach so langer Abwesenheit des Gründers - mit Hilfe der Filialbetreiber auf die Höhe der Zeit gebracht wird! - Oder nicht?
Was aber wird der Gründer des Konzerns, der „Herr des Hauses“, sagen und tun, wenn er von der Reise zurück kommt? Was wird er zu den Filialisten sagen, die nicht im Interesse des Konzerns und seines Gründers, sondern nur für ihr eigenes Interesse gearbeitet haben? Und wie steht es mit dem Lohn, wenn die vom Gründer genannten Voraussetzungen nicht erfüllt sind?
Die Antwort: siehe Mt 21,41
Bonn, 26.03.2015
V.i.S.d.P. Reinhard Dörner, Vors.
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